…der Winter ist hart – Afrika


Streckenflug im Winter – Namibia á la carte (Ein Bericht vom Opa)

Die Entscheidung, die Zeit zwischen der Segelflugsaison in Deutschland 2015 und der Saison 2016 durch ansprechende Maßnahmen zu verkürzen fällten Thomas Hinss, Sören Schulz, Klaus Krüger vom VfL Mönchengladbach und ich als LSC-Erftländer schon Anfang 2015. Die richtige Maßnahme war, den Aufenthalt in Namibia zu buchen und sich nach entsprechendem Fluggerät umzuschauen. Thomas und Sören fanden den ARCUS M von Peter Kotysch und KD und ich die „DD“ – eine ASH25MI in perfektem Zustand von Christian Hynek (vielen vielleicht bekannt als Betreiber von www.streckenflug.at).

Kaum in Kiripotib angekommen, zeigte sich das Namibische Wetter von seiner schönsten Seite. Der erste Start brachte gleich Strecken von rund 900 km. Früh ging´s nach Hause, da sich der Folgetag mit erheblichem Potential ankündigte. Hier sollten die ersten Tausender fallen. Sören und Thomas erreichten das mit dem Arcus und KD und ich bastelten sogar deutlich über 1100 km zusammen.

Ein deklariertes 1000er FAI konnte am Folgetag umrundet werden. Dann aber kam ein Tag, so wie wir ihn hier selten erlebt haben – und ich bin durchaus schon rund 800 Stunden in Namibischer Luft umhergegondelt. Mit KD als Antreiber ergaben sich erstmals über 1.200 km mit der ASH 25Mi, die mittlerweile als „Auslaufmodell“ gilt. Es ist wohl das letzte Mal, dass eine ASH 25 nach Namibia geht. Die Arcen und EB´s sind heute die angesagten Muster.

Der Folgetag hatte dann alles zu bieten, was Namibisches Wetter ausmacht. Heiße Quälerei im Blauen mit schwachen Steigraten am Anfang des Tages, gute Entwicklungen mit Geradeausstrecken in steigenden Linien, Konvergenzen am Rande des gebirgigen Abfalls zur Namibwüste, die gegenüber der Kalahari rund 1000 m tiefer liegt. Überentwicklung zu gewaltigen Schauern und Gewittern, an denen man rechtzeitig die Entscheidung fällen musste, gen Heimat zu fliegen, um nicht von einer Schauerlinie abgeschnitten zu werden. Die Steigwerte gingen zum Teil deutlich über die 7m/s. Klaus und ich entschieden uns, zu Kaffee und Kuchen zu landen und zogen in 1.500 m über Kiripotib, die Klappen zu ziehen und vor dem Eintreffen größerer Schauer, den Flieger wohl verpackt zu haben. Sören und Thomas nutzten das stabilere Wetter im Osten in Richtung Botswana und flogen bis in den Abend. Der Tagessieg für Namibia mit über 800 km war ihnen an diesem Tag sicher. Allerdings mussten sie kurz vor Kiripotib eine Schauerlinie durchfliegen und den recht zuverlässigen Motor des Arcus M nutzen, um die fehlenden 20 km zu schaffen.

Was erwartet jemanden, der sich das erste Mal entscheidet, die namibischen Bedingungen zu testen? Eine Farm mitten im Nichts. Rund 150 km von Windhoek entfernt, wird jede Einkaufsfahrt zu einer wohlorganisierten Unternehmung. Es sind ja nur Schotterpisten, die aus dem Nichts in die „Großstadt“ führen. Die nächste Tankstelle ist 50 km entfernt…. Die Farm bieten fast jeden Komfort, den man sich als Segelflieger wünscht. Nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet geht es um 9.00 Uhr zum Briefing. Hier wird von den Erlebnissen und Ergebnissen des Vortages berichtet und ein ausführliches Wetterbriefing des aktuellen Tages durchgeführt. Verschiedene Quellen – Deutscher Wetterdienst, Topmeteo, Südafrikanischer Wetterdienst – alle Daten zusammen ergeben ein Bild für den Flugtag. Bernd Dolba, der seit vielen Jahren hier in Kiripotib die fliegerische und organisatorische Leitung hat, gibt Tips, wie der Tag von der Lage der Wendepunkte optimal zu nutzen ist. Und er hat meistens Recht. Für Bernd Dolba mit Peter Stein, seinem herzlichen Assistenten ist diese Saison in Kiripotib die letzte hier. Er wird im kommenden Jahr auf einem neu angelegten Flugplatz in rund 38 km Entfernung ein neues Zentrum aufbauen. Die Vorbereitungen hierzu laufen auf Hochtouren: Die Lodge „Veronica“ am Olifant ist das neue Namibische zu Hause.

Eine neue Startbahn von 100 x 2.000 m und eine etwas kleinere Querwindbahn werden bis zum Herbst angelegt. 5 Arcen und ein Einsitzer sollen zum Saisonstart 2016/2017 dort stationiert werden.

Die Abende an der Bar oder beim Dinner bringen mit internationalem Erfahrungsaustausch viele Erkenntnisse. Hier trifft sich die Weltelite des Segelfliegens – und wir Rheinischen Frohnaturen sind mittendrin – nicht als „Weltelite“, aber als diejenigen, die von deren Erfahrungsschatz profitieren können.

Der 8.1. wird ein Ruhetag, da die Wetterverhältnisse eher mäßig sind und ein wenig Erholung auch einmal gut tut.

Die Wetterbedingungen für unser Niederrheinisches Team in der Namibischen Kalahari waren für Anfang Januar einfach phantastisch. Die Ausbeute an außergewöhnlich schnellen und weiten Flügen hervorragend. Ein Tag lud zum Ausruhen ein, da die Bedingungen nicht übermäßig gut zu werden schienen. Beim morgendlichen Briefing machte der mehrfache Weltmeister Janusz Centka den Vorschlag, doch eine Grand-Prix-Aufgabe zu fliegen. Es waren schnell drei Wendepunkte ausgemacht, die rund 535 km Strecke absteckten. Diese Aufgabe wurde dann von allen Teams angenommen und wir machten uns an die Startvorbereitungen. Für 12.30 Uhr local sollte die Startlinie aufgehen und der Abflug gemacht werden. Mühsam arbeiteten sich alle hoch – der Abflug wurde dann noch einmal um 10 Minuten verschoben – aber dann machten sich alle auf den Weg. Mühsam im Blauen konnten KD und ich uns allerdings bald absetzen und waren guten Mutes. Als an der ersten Wende aber das Team Thomas und Sören rund 300 m über uns erschien, waren wir ratlos, wie die das geschafft haben…. Nun gut, der Kampfgeist war geweckt und an der zweiten Wende hatten wir „Gleichstand“. Die folgenden Kilometer waren durch Taktik geprägt. Lässt man den 3 Meter-Bart stehen und geht weiter um einen 4er zu ziehen? So gelang es uns, den „gebührenden“ Abstand wieder herzustellen. Mit einer Direktlandung überrollten KD und ich die Ziellinie. Abends nach Auswertung der Daten erhielten wir von Bernd die ausgeschriebene Flasche Sekt für den Tagessieg – auch gegen den mehrfachen Weltmeister Janusz 🙂 – die wir natürlich gerne mit den anderen teilten…

Am 14.1. kündigte sich noch einmal 1000er Wetter an. Sören und Thomas beschlossen, das nicht ungenutzt zu lassen und so organisierte sich Sören für den Tag die Antares 23 von Ludwig Starkl (Österreich) und Thomas machte sich den ARCUS für einen Soloflug fertig. KD setzte die Task – ein 1005 km FAI Dreieck (die wir mit der ASH 25 auch mit 143er Schnitt umflogen) und ab ging die Post. Auch hier anfangs mühsam im Blauen, so dass Sören einen Teil seines 250 Liter Wasserballastes ablassen musste, was ihn auf dem Rest der Strecke erheblich bremste. Tolle Bedingungen dann von der ersten Wende im Nordosten auf dem Weg in den Süden im benachbarten Botswana bis knapp an die Südafrikanische Grenze – dann nach Nordwesten südlich an Bitterwasser vorbei bei Basishöhen von über 5000 Metern und Steigwerten bis zu 7,5 m/s auf dem Integrator ließen Segelfliegerherzen höher schlagen. Kurz gesagt: Sören und Thomas machten ihr 1000er Diplom erfolgreich! Bernd Dolba als Sportzeuge wertete die Flüge aus und nun kommt nur noch der „Papierkram“. Herzlichen Glückwunsch zu den tollen Leistungen!

Am 15.1. wird erst ab Mittags geflogen, da Restwolken die Einstahlung hemmen und der Thermikbeginn daher erst spät sein wird – für den Folgetag ist Regen angesagt, der voraussichtlich keine Flüge ermöglichen wird. So geht ein Stück spannender und entspannender Fliegerurlaub zu Ende und wir mussten uns wohl oder übel auf Deutsches Winterwetter einstellen und die T-Shirts gegen Winterkleidung tauschen.

Nachfolgend ein paar Bilder, die Sören in den letzten Tagen geschossen hat:

„Opa“ Frank Thies