Die Legende der Hummel kursiert schon seit vielen Jahren in Motivations-Ratgebern. Die Hummel weiß nicht, dass sie nicht fliegen kann. Sie fliegt einfach und es klappt…
Das ist für mich schon immer der Leitspruch gewesen etwas NEUES zu beginnen… nah und wenn, ich jetzt auf die letzten 16 Monate zurück blicke kann ich nur sagen meine Endorphine spielen z.Zt. verrückt und ich bin sehr glücklich, mein Ziel, den Segelflugschein (LAPLs) erreicht zu haben.
Manchmal ist auch nur der Weg das Ziel. Das trifft zwar in diesem Fall nicht ganz zu, aber ich habe in meiner Ausbildung nicht nur das Fliegen mit einem Segelflugzeug lernen dürfen.
Die Theorieprüfung war eine sehr große Hürde und ich hatte mächtig Respekt davor. Die Menge des gewaltigen Stoffs, den ich in meinem Kopf kriegen musste… ,,Halleluja‘‘!!! und dann hörte ich auch noch öfter solche Sätze … na ihr wisst schon, immer was mit dem Alter und mit dem Lernen, toll !!!
April 2017 – Flugfung Prüfung bestanden
Wo ich aber wirklich Angst vor hatte, war die praktische Prüfung für den Sprechfunk, die ich auch gleich zweimal machen musste, so ein Mist. Ich habe mit einem Kollegen geübt bis die Schwarte krachte und das bis spät in die Nacht und es hat sich gelohnt. Den zweiten Anlauf habe ich dann souverän gemeistert. Freude! Das war meine erste Lizenz auf dem Weg zum LAPLs.
Juni 2017 – Theorie Prüfung bestanden
Aber sowie ich nun mal bin, diszipliniert und konsequent, ran ans Gemüse. Meteorologie, Navigation, Aerodynamik, Technik usw. lernen, lernen, lernen. Ich habe mir einen Sport daraus gemacht, was man auch Gehirn-Jogging nennen kann. Jedes Fach solange gelernt bis ich alle Fragen in der Prüfungs-Software beherrschte. Dazu noch Bücher gelesen und versucht sie zu verstehen. Um es kurz zu machen, es war schon ziemlich anstrengend und vieles habe ich trotzdem noch nicht verstanden.
Die Theorieprüfung habe ich dann auch erst im zweiten Anlauf geschafft. Meteorologie und Technik lagen unter 75%, was mich aber nicht traurig machte, denn Navigation hatte ich geschafft. Und das ist als hätte man die ganze Prüfung geschafft. Außerdem sind einige unserer guten Streckenpiloten zweimal in der Theorie gewesen. Nah, wenn das nicht ein gutes Omen ist. Dennoch im Nov. 2016 losgelegt und im Juni 2017 hatte ich die Theorieprüfung dann komplett bestanden, quasi in einem Semester.
Kommen wir zur praktischen Flugausbildung. Als ich merkte, das Start und Landung von mir alleine gut gemeistert wurden, kam bis zur A Prüfung etwas Ungeduld auf. Ich konnte es kaum erwarten zum ersten Mal alleine zu fliegen. Ich werde diesen Tag nie vergessen. Uwe B. war an diesem Tag Fluglehrer und ich machte drei letzte Übungsflüge mit ihm und alles fühlte sich ganz normal an. Plötzlich sollte ich noch einen Flug mit dem Fluglehrer Jochen M. machen, wobei ich noch gar nicht so richtig kapierte warum. Die Thermik war nicht so gut, so dass der Flug mit Jochen nach 10 Min. zu Ende war. Start und Landung waren an diesem Tag bei mir alle sehr gut und Uwe kam nach der Landung zu mir und fragte mich ob ich mir zutraue jetzt alleine zu fliegen. Ich war in diesem Moment, wie soll ich sagen? – glücklich, nervös und hatte plötzlich mächtig Respekt davor alleine zu fliegen. Aber natürlich habe ich zugestimmt und bin die 3 Flüge sehr gerne alleine geflogen. Für mich war es der größte Moment in meiner Ausbildung. Danach kamen natürlich noch viele Alleinflüge mit anderen Mustern wie Astir, K13, K8 und LS4. Mein längster Alleinflug dauerte genau 2 Std. und ich landete nur deshalb, weil ich zur Toilette musste. Das wurde mir in der Ausbildung nicht beigebracht. Nah, da muss wohl jeder selbst schauen, wie er das hinbekommt. Es kamen dann B und C Prüfung, Überlandeinweisung, eine simulierte Außenlandung und ein 100km Flug mit Fluglehrer.
Oktober 2017 – Praktische Prüfung bestanden mit zwei Prüfungsflügen
Nur kurz zu meiner Prüfung, am Boden war ich total nervös und froh als es losging. Als das Seil für den Start angezogen wurde, war ich konzentriert und konnte den Prüfer mit dem, was ich gelehrt hatte überzeugen. Selbst der Thermikflug gelang mir auch zur Freude des Prüfers.
FERTIG… nach 16 Monaten Ausbildung, Theorie und Praxis, 150 Starts und über 30 Std. Flugzeit. ,,Jetzt geht es richtig los ‘‘!!!
Ziellandewettbewerb am 28 November 2017:
Dabei hat der Pilot gewonnen, der in einem 10 m langen Feld, markiert auf der Landebahn in der Mitte aufsetzt. Für jeden Meter davor oder dahinter gibt es einen Punktabzug. Jeder Pilot hat zwei Versuche deren Punkte zusammen gezählt werden. Das schöne daran: Hier haben erfahrene und jüngere Piloten gleichermaßen Chancen. Fliegerisch sind die Landungen kurz davor oder dahinter allemal als perfekt anzusehen.
Ich halte inzwischen meinen Schein in den Händen und darf jetzt als frisch gebackener Pilot ein Segelflugzeug eigenverantwortlich fliegen. Wegen der Flugbedingungen mit stark böigem Seitenwind war gar nicht klar, ob wir diesen Wettbewerb überhaupt stattfinden lassen konnten. In meiner Ausbildung hatte ich auch Erfahrungen mit Seitenwind-Landungen gemacht, aber bei solchen Bedingungen hatte man uns als Schüler nie alleine Fliegen lassen.
Nun hatte ich die Wahl, da ich ja fertiger Pilot bin und selbst entscheiden darf, was ich mir so zutraue. Zuvor schaute ich mir erstmal an, wie die erfahrenen Piloten da so rumfliegen und landen.
Schließlich entschied ich mich auch, zu starten und wählte die schwerere ASK 21 aus. Mit der ASK 21 habe ich die meiste Erfahrung gesammelt und fühlte mich in solch einem Wetter dort oben am besten.
Als ich meine zwei Flüge gemeistert hatte, war ich froh, gut rauf und wieder runter gekommen zu sein, was will man mehr? Ach, da war ja noch etwas ,,das Landefeld für den Wettbewerb‘‘. Das habe ich leider nicht getroffen. Vielleicht klappt es im nächsten Jahr. Vielleicht sollte ich jede Landung so durchführen, als wenn es der Ziellandewettbewerb wäre.
Karl Heinz Dollhausen